Visible Feedback. Ein Leitfaden für erfolgreiches Unterrichtsfeedback

(Auszug mit freundlicher Genehmigung des Schneider Verlag Hohengehren: Benedikt Wisniewski / Klaus Zierer: Visible Feedback. Ein Leitfaden für erfolgreiches Unterrichtsfeedback; 2018, Baltmannsweiler. Schneider Verlag Hohengehren)

Kompetenz und Haltung als Erfolgsgaranten

Erfolgreiche Lehrpersonen haben nicht nur eine Leidenschaft fürs Fach, sondern auch für die Didaktik und die Pädagogik, für die Schüler und ihren Beruf. Und diese Leidenschaft ist nicht nur wichtig, um ein erfolgreicher Lehrer zu werden. Sie ist auch wichtig, um ein Leben lang diesen herausfordernden Beruf auszuüben, also erfolgreich Lehrer zu bleiben.

Überträgt man diese Überlegungen auf ein erfolgreiches Feedback, so lässt sich folgern: Erfolgreiches Feedback ist nicht nur eine Frage der Kompetenz, sondern auch und vor allem eine Frage der Haltung. Häufig kommt an dieser Stelle die Unsicherheit auf: Lassen sich Haltungen überhaupt verändern? Oder ist es nicht etwas, was zwar sehr entscheidend ist, sich aber eines Einflusses entzieht? Blicken Sie zur Beantwortung der Frage auf Ihr eigenes Leben zurück: Manchmal reicht schon ein einschneidendes Erlebnis, um die eigenen Haltungen grundlegend zu verändern. Manchmal zeigt sich noch so viel Mühe als wirkungslos. Damit wird offensichtlich: Haltungsarbeit ist nicht einfach. Während Kompetenzen in fünf Minuten vermittelt werden können, erfordert Haltungsarbeit ohne Zweifel mehr Zeit, mehr Mut, mehr Ausdauer, mehr Aufwand. Aber sollen wir deswegen davor zurückschrecken und diesen wichtigen Schritt der Professionalisierung nicht gehen? Ganz im Gegenteil: Wenn Haltungen so bedeutsam sind, dann ist es gerade das Kennzeichen von Professionalisierung, sich dieser Herausforderung zu stellen. Allgemein betrachtet eröffnen sich zwei Zugänge, um Haltungsarbeit angehen zu können: Erstens durch eine Kompetenzerweiterung, die anschließend zu neuen Erfahrungen führt und diese wiederum Haltungen nachhaltig beeinflussen. Zweitens durch eine Offenlegung und Auseinandersetzung mit den bestehenden Haltungen. Am besten ist es, wenn beide Zugänge zusammenwirken.

Vergewissern Sie sich Ihrer Feedbackhaltungen! Kommen Sie darüber ins Gespräch und tauschen Sie sich dazu aus!